Nach 29 Jahren kehren wir zurück nach Venedig. Im September 1996 waren wir in unserem 1. gemeinsamen Urlaub da. Haben unsere Verlobungsringe in Grado gekauft und einen Abstecher nach Venedig gemacht.
Damals, erinnern wir uns, sind wir in Venedig gleich rechts, mit viel Tamtam und Stau aus allen Richtungen, ins 1. Parkhaus gefallen, was auf dem Weg lag. Dann haben wir uns mit dem Touristenstrom durch die Lagunenstadt quetschen lassen. Frank lernte ich damals erst kennen und eine Eigenschaft von ihm ist nicht den selben Weg zurück zu gehen, den er gekommen ist. Da es einfach viel zu viele Leute waren, bogen wir von der großen Route ab und erlebten unfreiwillig die schnöden, stinkigen Gassen Venedigs. Und weil wir damals kein G.Maps hatten irrten wir etwas ziellos umher, bis wir wieder zum Auto fanden.
Dieses Trauma galt es heute zu überwinden.
Unser erster Eindruck nach dem Abbiegen vom Damm, der das Festland mit Venedig verbindet war schon einmal ganz entspannt. Das Parkhaus Venezia Tronchetto war gut zu erreichen. Es gab viele, auch noch freie Plätze. Wir fuhren nur etwas kompliziert erst auf das 2. Parkdeck bis wieder runter in Deck 0, weil die Beschilderung für die Ladeparkplätze es so wollte. 40 AC 22 kW Ladestationen reihten sich im Unterdeck aneinander. Wir mussten erst bisschen probieren welchen Ladeanbieter wir nehmen, aber mit dem Maingau Ladechip ging’s freizuschalten, obwohl der Ladepunkt in der App nicht ersichtlich ist. Somit konnten wir den Preis nicht sehen. Aber Sch… drauf, wir sind im Urlaub. Kostet ja nicht die Welt.
Aus dem Parkhaus raus bei 27°C machten wir uns auf unseren langen Fußmarsch gefasst, um überhaupt die Innenstadt zu erreichen. Aber weit gefehlt; vor uns befand sich eine Bahnstation „People Mover„. Sie fährt auf Schienen, gezogen von einem Seil, und brachte uns direkt in die Stadt zum Piazzale Roma. Von hier aus war alles gut zu erreichen. Die Menge der Touris verteilte sich ganz gut auf die Stadt, so dass man entspannt laufen konnte. An jeder Ecke konnte man verweilen, aufs Wasser schauen, durch Geschäfte bummeln oder essen und trinken.
Warum ist das so entspannt? Es gibt keine Autos. Man kann in Ruhe durch die Straßen schlendern. Es ist Platz für Stühle und Tische, Deko der Geschäfte. Komischerweise sind ja immer Leute hier. Auch wenn man die Straßen nicht mit dem Auto abfahren kann. Die Leute gehen hier in die Geschäfte, tragen ihre Einkäufe und gehen auch noch in weitere. Ist das nicht toll wie das funktioniert?
Zu Hause, bei uns haben die Stadtplaner Angst dass die Kundschaft weg bleibt, wenn man die innerstädtischen Läden nicht mit dem Auto erreichen kann. Meiner Meinung nach muss das Gesamtkonzept passen und dann kommen die Leute auch in die Stadt, eben zum Bummeln, Essen, sich mit Freunden treffen und vor den Café s zu sitzen und zu verweilen. Das macht den Stadtbesuch aus. Ein Marktplatz muss nicht zum Parken sein. Er muss mit Stühlen, Tischen, Sonnenschutz und Grün gestaltet sein. Eben zum Chillen. Und die Infrastruktur, um in die Stadt zu kommen, muss passen.
Wie wir es heute erlebt haben. Völlig unvorbereitet treffen wir die Entscheidung mit dem People Mover um (1,50€/ Person) die 800 Meter Luftlinie abzukürzen. Nochmal 0,70€ um mit einer Gondel den Canale Grande zu überqueren. Und wieder zurück zum Parkhaus. Das hat wunderbar geklappt.
Kreuzfahrtschiffe gab es nicht zu sehen und das ist auch gut so, seit 2021. Die Bugwellen und zusätzlichen Touri-ströme sind einfach zu viel. Ab 2027 soll das Verbot wieder aufgeweicht werden und Schiffe bis 250 Meter Länge und bis 60.000 Tonnen über einen anderen Weg in den Hafen der Stadt einfahren dürfen.
Das Wasser steht drei kleine Stufen zum Fußweg entfernt. Das ist nicht viel, wenn der Meeresspiegel steigt. Große Sturmflutsperrwerke „Mose“ sollen die Stadt schützen. Man kann nur hoffen, dass der Plan aufgeht um dieses schöne Städtchen zu erhalten.
Parkhaus kostete 5 angefangene Stunden 27€, Laden bestimmt mit Standzeitzuschlag 37€ für 44kWh. Im Caff`e Florian am Markusplatz hat der Aperol spritz 17€ gekostet und eine kleine Etagere mit Nippes, Obstsalat mit Kaffe und Orangensaft 60€. Das….haben wir uns erspart und haben das in einer gemütlichen Bar weiter abseits mit Linoncello spritz, Eis und Cannoli mit Pistazie nachgeholt.
Mit dem Venezia Unica City Pass geht Mobilität in Venedig noch besser und bezahlen könnte man damit auch.
Wir haben unser persönliches Trauma überwunden und hoffen, dass diese Stadt so wertvoll und lebenswert für die Bewohner bleibt.
Übrigens musste ich das Titelbild bearbeiten und die Plastikflaschen im Wasser retuschieren. Ich hätte sie gern selbst rausgefischt.
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