…Oder: Wie erreiche ich die Leute, denen es egal ist?
Am 29. November waren Frank und ich auf der Nachhhaltigkeitskonferenz in Chemnitz. Vom Termin erfuhr ich nur durch meine Freundin Uta, die den sicher auch auf so einer Veranstaltung mitbekommen hat. Warum habe ich davon nix gewusst? Ich bin ja schon meines Interesses wegen in solchen Foren und Seiten im Internet unterwegs. Zeitung? Im Lokalteil von Plauen? Eher in Chemnitz, dann habe ich es nicht gelesen. Nun gut, ich hatte ja jetzt den Termin. Diese Konferenz veranstaltete auch die Verleihung des Hans-Carl-von-Carlowitz Nachhaltigkeitspreis, den Hannes Jaenicke und Du Shaozhong aus China erhielten. Der Herr aus China erzählte viel von seinem Land und was sich dort schon alles tun würde, man die Sonne und den blauen Himmel wieder öfter sehe. Wir sollen kommen und selbst schauen, wie sich sein Land zum positiven entwickeln würde. Er selbst ist mit dem Zug angereist, so wurde es gesagt. Ich weiß nicht, ob die gesamte Strecke, jedenfalls hatte er Verspätung. 😉 Hannes Jaenicke kam wirklich echt rüber. Selbst auf der Bühne zur Preisverleihung merkte man ihm an, dass er den Medienrummel um sich selbst nur nutzt, um auf die Situation auf unserer Erde aufmerksam zu machen. Er nahm sich immer zurück, wenn die beiden Preisträger befragt wurden, obwohl man merkte, wie es in ihm „brodelte“, weil wir Menschen zu stur, eigensinnig, bequem und was auch immer sind, um endlich unsere Lebensweise so zu ändern, das sie FÜR unsere Natur und Erde ist. In anschließenden Workshops habe ich erfahren, dass man Nachhaltigkeit studieren kann. Wie paradox ist das denn??? Man studiert etwas, was man eigentlich von der Natur aus mitbekommt, was aber im Laufe unseres Lebens verlorengeht, weil man sich mehr mit Konsum, Profit und Luxus beschäftigt. Wir haben verlernt ausgeglichen zu leben, nur so viel der Natur zu entnehmen, wie sie es wieder bilden kann. Die Ressourcen der Erde waren dieses Jahr am 1. August aufgebraucht. Vor vier Jahren war es der 19. August. Ist es in weiteren 4 Jahren der 20. Juli 2022? Wir leben fast ein halbes Jahr auf „Pump“ von der Natur und können es eigentlich nicht zurückgeben. Das heißt überschuldet. Diesen Kredit geben wir an unsere nachfolgenden Generationen weiter. Na schönen Dank auch. Deshalb studieren jetzt junge Menschen Nachhaltigkeit. Alles klar! Ich habe mich getraut Hannes Jaenicke anzusprechen, nach seinem Elektroauto gefragt, ihm von unseren eMoT erzählt und wir haben beide gemerkt, wie klein wir doch beide auf dieser Konferenz sind. Er hat mir ins Fotoalbum geschrieben 😀
Während des Workshops fiel mir auf, dass die Menschen, die diese Nachhaltigkeit umsetzen sollen, eigentlich gar nicht da waren. An unserem Tisch; Thema „Nachhaltig produzieren und konsumieren“ saßen zwei Personen aus privatem Interesse. Wo waren denn alle Anderen? Die Verbraucher, die den Konsum lenken, die entscheiden ob Plastik verpackt, Äpfel aus Indonesien oder Deutschland und und und, waren eigentlich nicht anwesend. Wie also komme ich/wir an diese Menschen ran, wenn sie es nicht wissen oder sie sich gar nicht dafür interessieren? Der erhobene Zeigefinger bringt ja auch nichts und manchmal hilft auch das Vorleben im Kleinen nichts. Bei mir saß vor Kurzem ein Familienvater am Kaffeetisch, der sagte: „Was da für Noxen aus dem Auspuff kommen, ist mir egal!“ Ok?! Wo fängst du denn da an. „Was, du hast jetzt Leitungswasser zum Trinken ausgeteilt?!“ Manchmal denkst du, dass es zwecklos ist, jemanden zu erklären, wie du es machst. Das ständige „aber“ nervt. Selbst meine Kids gucken komisch: Der Käse jetzt am Stück? Wo ist die Plastikverpackung mit dem Scheibenkäse. Du kannst es nur vorleben und hoffen, dass was hängen bleibt. Eine Kollegin wollte letztens das Rezept der Gemüsewürze. Ein echter Erfolg, wenn es so läuft. Auch wir in unserer Familie sind noch lange nicht perfekt, werden schon als Ökos bezeichnet, obwohl noch einiges anders gemacht werden müsste: Wir haben immernoch zu viel Müll, sind keine Vegetarier, schon gar nicht vegan eingestellt, essen manchmal Fastfood und nutzen den Versandhandel. Schon mal drüber nachdenken, ist aber besser, als jede Ignoranz, die mir in meinem Alltag oft begegnet. Eine Umstellung von Gewohntem ist schwierig. Braucht auch etwas Zeit. Aber viel Zeit haben wir nicht mehr. Wir und unsere Kinder müssen das Ganze aufhalten. Nachhaltig leben heißt Ressourcen schonen: weniger Fleisch oder gar keins, Tierische Produkte reduzieren, Wegwerf-Plastik vermeiden, erneuerbare Energien nutzen und eben der Natur nur so viel entnehmen, wie sie es wieder nachbilden kann. Schwierig. Jedenfalls war unser Fazit nach dieser Konferenz, dass fast alle die dort waren in ihrem Fachgebiet gut sind, aber es nicht nach außen vordringt. Wir brauchen mehr Nähe zur Wirklichkeit und Leute die zeigen, wie es geht. Es ist in uns allen drin, nur wir haben es verlernt. Die Klimakarten der WaveTrophy 2016 und auch Louis Palmers Aufforderung sind aktueller denn je.
Wir machen einfach weiter. Auf der Welt tut sich was, im Kleinen, wird größer und irgendwann wird es gut werden. Ein Bewußtsein zu erschaffen wieder mit der Erde zu leben. Ein Mädchen fasziniert mich zu Zeit: Greta Thunberg, sie „schwänzt“ die Schule für’s Klima. Sagt, wenn die Politiker sich nicht an die Regeln halten, warum dann sie. Sie zeigt allen auf der Welt auf, dass etwas getan werden muss. Es steckt Andere auf der Welt an und das ist echt groß, was sie da macht. Auch die Klimakarten, die wir seit 2016 vor der WaveTrophy gesammelt haben, sind aus der Welt zusammengekommen und wurden vor Kurzem auf dem Aletsch Gletscher ausgelegt. Es zeigt, dass die Kinder anderes wollen, nämlich eine lebenwerte Erde. Doch mit den Kärtchen ist es nicht getan. An der Schule muss es weitergelehrt werden, das Leben nachhaltig zu führen. Wie geht man mit Nahrungsmitteln um, woher kommen sie, wie werden sie hergestellt, was macht diese Ernährung mit uns. Das kommt alles viel zu kurz, muss mehr in den Mittelpunkt unseres Lebens gesetzt werden. Es muss jeder schreiben und rechnen können, aber es muss auch jeder wissen WIE man lebt und welchen Fußabdruck man damit hinterlässt. In diesem Sinne ein Gruß aus meiner Küche mit selbst gemachten Klößen. Guten Appetit.
Alles was hier beworben wird, ist meine Erfahrung und positive Einstellung dazu.
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