Ca. eine Woche Vorbereitungszeit hat das Sendeteam beim MDR von „Fakt ist!“. Das ist, wie wir erfahren haben, schon viel. Also wundert’s mich bei manchen Beiträgen im Fernsehen nicht. Ich hatte somit auch eine Woche Zeit mich vorzubereiten. Eine Woche, nachdem Jana Höffner in unsere FB-Gruppe #electrifiedwoman postete, dass das MDR eine weibliche E-Autofahrerin aus Mitteldeutschland für eine Sendung sucht. Also habe ich Kontakt aufgenommen und wir bereiteten via Mails und Telefonate das Thema vor.
Der Arbeitstitel „Ladenhüter Elektroauto“ blieb leider. Das hatte ich in meinen Vorgesprächen betont, dass dem nicht so ist, weil ja viele auf ihr bestelltes Auto warten müssen und es oft zum Testen im Vorfeld gar keine verfügbaren Modelle gibt. Bei den Vorgesprächen kam sehr viel zur Sprache, was dann später in der Sendung einfach der fehlenden Zeit zum Opfer fiel. Als weitere Gäste waren geladen Mathias Stein (SPD), Matthias Büttner (AfD), Prof. Thomas von Unwerth (TU Chemnitz), Andreas Keßler (Motorjournalist MDR).
Mathias Stein besitzt selbst kein Auto. Er fährt mit Carsharing, vorwiegend Elektroauto, Öffis und Fahrrad. Ich liebe Schleswig Holstein. Er hat die Zeit erkannt und weiß was für die individuelle Mobilität wichtig ist und kommen wird.
Matthias Büttner ist der Vertreter der Prolls, die mit ihren getunten und Auspuff-frisierten Autos noch um den Block fahren. Er hat wenig Ahnung und keine Anwendungserfahrung. Er glaubt, dass man das Elektroauto nicht öfter hintereinander schnell laden kann. Mein, leider sehr persönlicher, Kommentar, dass man nach Kroatien sogar mit einem kleinen Akku, mit 8x Schnellladen, kommt, zeigt ihm nur, dass das doof ist so oft zu laden, versteht aber die Botschaft nicht, dass es ja für den Akku schaffbar ist. Da kommt auch gleich die Information von den anderen, dass ein Tesla ja auch schon 1 Mio. km mit täglichem Schnellladen mit 2 Akkus geschafft hat.
Der Herr Professor von Unwerth steht auf Wasserstoff und musste das auch immer wieder erwähnen. Er forderte weitere Förderung der Wasserstofftechnologie, obwohl da in den vergangenen Jahren schon unheimlich viel investiert wurde und wünscht sich größere Verkaufszahlen von diesen Autos, damit es preiswerter wird. Er gibt aber auch zu, dass das Elektroauto in großem Maß kommt. Zum Wasserstoff tanken braucht es auch wieder eine Tankstelle (insgesamt denkt er so 1000 in Deutschland) und er rechnet uns vor, was das kosten wird. Geht auch davon aus, dass 5 Millionen Elektroautos gleichzeitig an 5 Millionen Schnellladesäulen stehen. In diese verschwurbelte Diskussion hänge ich mich dann nicht mehr rein. Wasserstoff in meinem Fahrzeug kommt nicht in Frage, weil ich mich da wieder von Preisvorgaben abhängig mache. Und wenn jetzt in meiner Nähe keine der 1000 Wasserstofftankstellen ist, muss ich dann da extra hinfahren? Och nee! Alle die, die jetzt ein Elektroauto fahren oder demnächst, werden merken, dass es mit dem direkten Strom ganz gut funktioniert. Man braucht nicht 3x so viel Energieaufwand um das Auto zu bewegen. Die Brennstoffzellenautos kosten momentan 70-80.000 €. Das kann ich eh nicht für ein Auto ausgeben. Wer’s kann- bitte. Wasserstoff um erneuerbare Energien zu speichern, das leuchtet mir ein, aber zum Fahren im Familien-PKW möchte ich es nicht.
Der Autopapst Herr Kessler kennt sich bei Fahrzeugen jeglicher Art aus. Elektroauto ist nicht so seins. Er mag alte Autos, warum nicht, ist unsere Geschichte und die schreibt sich weiter. Die alten Kodak Fotos schaut man sich auch gern an. Er wünscht sich Brennstoffzellenautos, Sprit für Oldtimer und Fahrradmobilität.
Leider konnte ich nicht alles so rüber bringen, wie ich es wollte. Die Fragen zu beantworten, war mein Ziel, nicht zu viel drumherum reden und möglichst den Anderen nicht ins Wort fallen. Es sollte ja jeder seine Meinung präsentieren. Mir war von Anfang an klar, dass man in so einem Sendungsformat die Welt nicht retten kann. Ich hätte es aber gern praxisnaher widergespiegelt, wie wir mit dem E-Auto umgehen. Was da alles noch dranhängt, Nachhaltigkeit, das Bewusstsein für Kaufentscheidungen, sei es beim Strom oder bei Lebensmitteln. Dafür war dieser Männerstammtisch aber ungeeignet und die Zeit viel zu kurz. Die Vorteile der Elektromobilität habe ich schon aufgezeigt, indem ich berichtete, dass wir mit unserem eigenen PV-Strom laden, dass es Konzepte geben kann, dass Elektroautoladen und öffentlicher Verkehr miteinander verknüpft ausgebaut werden sollte. Das wurde aber als unpraktikabel abgetan. Jeder will in die Stadt fahren, möglichst direkt in den Laden. 😉
Die Wasserstofflobby hat sicher nach der Sendung in die Hände geklatscht. Der Herr Prof. ist mit seinem nicht eigenen Wasserstoffauto abgefahren. Wir sind im Hotel zu einem Absacker an der Bar hängengeblieben und fanden unsere rein elektrische Fahrt, nach Magdeburg und zurück, voll gut. Auf der Hinfahrt haben wir auf Kaffee und Kuchen in Nempitz Halt gemacht. Wir wären sonst viel zu zeitig beim MDR gewesen. Natürlich haben wir bei der Gelegheit geladen, ohne dass wir es wirklich mussten. Beim Rückweg haben wir spontan entschieden beim Porschewerk in Leipzig anzuhalten. Da wir die große Eröffnung des Ladeparks am Samstag nicht besuchen konnten, haben wir das somit nachgeholt. Sehr freundlich, guter Kaffee, viele Ladestationen, Rennstrecke gucken, sehr interessant.
Die Sendung Fakt ist! in der Mediathek
Heute gehört…Der Winter war viel zu warm
…
Andrea
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