eMoT Vogtland

Das hat ja gar nichts mit Elektroauto zu tun…

So, lang war es geplant. Meine Kur wegen des Asthmas steht an. Die Jungs zu Hause instruiert 😉, die Route mit Ladestationen geplant – oh doch Elektroauto- sorry. Kann los gehen. Weil ich pünktlich mittags in der Klinik auf Usedom ankommen will, fahre ich nachts 1:00 Uhr los. In Chemnitz lade ich den eGolf 20 Minuten bei HEOS und weiter geht’s in Richtung A4. Alles ruhig auf den Straßen, nur wenig Verkehr, mit vollem Akku fahre ich von der A72 auf die rechte Spur zur A4. Plötzlich sehe ich im Scheinwerferlicht zwei Wildschweine, ich bremse, buff, rolle aus… Kann bestimmt gleich weiterfahren, so schlimm war es doch nicht, kein Airbag aufgegangen, puh… Erstmal anhalten, aussteigen… Sch…! Vorn alles kaputt, beide Wildschweine erwischt. Polizei anrufen, Warnweste an, raus aus dem Auto, Warndreieck aufstellen, ich steige hinter die Leitplanke. Zum Glück regnet es nicht. Wo sind die Wilschweine? Es fahren einige Autos an mir vorbei. In ihrem Scheinwerferlicht sehe ich Reste meiner Stoßstange, kein Wildschwein in Sicht. Während der Wartezeit auf die Polizei rufe ich die Versicherung an. Dann rufe ich zu Hause an. Frank, tut mir leid. Die Polizei nimmt den Schaden auf und in dieser Zeit rappelt sich ein Wildschwein wieder auf und erliegt letztendlich auf der dritten Spur auf der Autobahn. Autos fahren darüber und daraufhin warnen die Polizisten mit nochmals extra Licht den kommenden Verkehr, beseitigen unter Lebensgefahr den Kadaver. Ich schaue nochmals den Zustand des eGolfs an und beschließe in Begleitung der Polizei die Autobahn über die nächste Abfahrt zu verlassen. Das geht ohne Probleme; es kommt keine Fehlermedung, der Rest der Stoßstange hält, schon gar nicht brennt das Auto, was einem ja immer wieder propagiert wird bei einem Unfall mit einem Elektroauto. Ich stehe an einer Tankstelle und warte auf Frank, der sich mit Omas Leaf die 80km auf den Weg gemacht hat. So ganz spontan und ungeplant. Geht eben. Frank befestigt notdürftig die noch halbfesten Teile. Mit dem voll geladenen eGolf und dem nicht laden müssendem Leaf fahren wir nach Hause. Wir klären alles, Kur, Versicherung, Autohaus. Wie fahre ich jetzt zur Kur? Einen Leihwagen? So viele Kilometer? 3 Wochen? Verbrenner? Elektroauto? Macht keiner mit. Also nimmt Frank das Leihauto, heute ein Verbrenner, ab morgen einen eGolf, Omi gibt mir den Leaf, Danke dafür. Ich muss die Kur heute antreten, das heißt ich muss los.

Es ist mittlerweile 10:00 Uhr. Der Leaf muss erst laden. Ich steuere die Allego Ladestation in Treuen an. Lade bis 200 km um bis Thiendorf zu kommen. Ich komme gut voran, die Unfallstelle in Chemnitz passiere ich mit mulmigen Gefühl. Die Straßenmeisterei steht gerade dort. In Thiendorf, 11:50 Uhr angekommen, lade ich gequetscht am Straßenrand an einer viel befahrenen Straße. Es gibt bessere Stellen, aber besser als nichts. Ich lade 46min / 22kWh, ein kleiner Snack und weiter geht’s. Ich schau beim Leaf auf die Temperaturanzeige des Akkus und sie zeigt sich im roten Bereich. Beim eGolf gibt’s da einen analogen Zeiger, aber das dauert, bis der sich von seiner MaxLeistung wegbewegt. Ich befürchte nun den viel gelesenen RapidGate und fahre nicht schneller als 110kmh. Das Außenthermometer steigt teilweise auf 27°C und den Akku stört’s. Knapp unter rot lade ich in Königs Wusterhausen an der HEM Tankstelle und ausgerechnet an dieser ungünstigen Ladeweile entschließt sich nun der Leaf nur mit 16 kWh zu laden😕. Naja, ich komme ja eh zu spät, von daher auch egal. Ich nutze die Gelegenheit die Leute beim Luft aufpumpen zu beobachten. Besser gesagt ich kann mich dem nicht entziehen. Ich bin etwas entsetzt, denn sie kommen mit den Anweisungen der Gerätes nicht zurecht und manchen ist es nicht möglich etwas Luft in den Pneu zu bekommen. Ich male mir aus, wie diese Leute an einer Ladestation stehen… „Elektromobilität funktioniert nicht!“ Nach diesem mehrfachen Amüsement beschließe ich bei einer Reichweite von 200 km, die mir angezeigt wird, bei nicht ganz 75% loszufahren. 160km liegen vor mir bis Pasewalk. Beim Fahren versuche ich die Diverenz zwischen Restreichweite und noch zu fahrenden Kilometern möglicht groß zu halten. Aber es schrumpft dahin. Ich klemme mich hinter einen Laster, nicht ganz im Windschatten, aber er fährt nicht schneller als 100 kmh. Seine orange Rückwand begleitet mich jetzt viele Kilometer. Ich schaffe es innerhalb 2 Stunden in Pasewalk auf dem Markt zu stehen und lade glaube ich 18 kWh „schnell“. Naja, ich brauche nur noch für die letzten 100 km Strom. Somit fahre ich 45 Minuten später von Pasewalk über die Landstraßen nach Usedom. Die Temperatur des Akkus ist wieder kurz unterhalb des roten Bereiches, das Fahren beeinträchtigt es nicht. Wie geplant erreiche ich gegen 20:00 Uhr die Klinik. Der Leaf bekommt einen „Schlaf“- Ladeplatz unter dem Solarcarport der Inselwerke und nein, sonst mache ich das nicht so, aber nach diesem Tag blieb er die ganze Nacht dort stehen. Nach 22 Stunden – Gute Nacht.

Mein Fazit dieses Trips mit dem Leaf: Das geht gar nicht. 9,5 Stunden habe ich benötigt. Wegen der extra langen Ladezeiten und von mir gedrosselter Fahrgeschwindigkeit. Wie haben die den AKKU eingepackt, dass der schon bei 25°C ins Schwitzen kommt? Mit dem eGolf (kleiner Akku) habe ich 10 Stunden Fahrzeit eingeplant aber mit doppelt so vielen Ladestopps. Dem machen aber Temperaturen um 30°C nicht gleich was aus. Für meine Mama ist der Leaf ok. Sie fährt keine großen Strecken allein. Viele haben sich dieses Modell zugelegt und ich hoffe sie wurden nicht allzu enttäuscht. Für unsere Familie wäre das nix. Wir bleiben noch etwas bei unserem eGolf. Ich hoffe, dass er schnell wieder auf die „Beine“ kommt.

Der Crash hat ja nun wirklich nichts mit Elektromobilität zu tun, aber selbst mit einem Elektroauto kann man spontan sein. Ein anderes Modell, andere Fahrmodi, andere Ladestationen, andere Fahstrategie und trotzdem klappt’s.

Danke an die Autobahnpolizei Chemnitz, meine Versicherung, Autohaus Schüler, meine Kurklinik, alle Ladestationsbetreiber und natürlich meiner Mama und Frank. Das mit den Wildschweinen tut mir echt leid.

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